Artgerecht ist nur die Freiheit - eine Ethik für Tiere oder Warum wir umdenken müssen by C.H.Beck
Autor:C.H.Beck
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
ISBN: 9783406659058
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
Was Freiheit für Tiere bedeutet
Viele Tierrechtler gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass Tiere befreit werden müssen bzw. gar nicht erst gezüchtet und eingesperrt werden dürfen. Gary Francione zum Beispiel ist der wohl prominenteste Vertreter der «abolitionistischen» Richtung der Tierethik, so genannt nach dem Abolitionismus, der Bewegung zur Befreiung der Sklaven. Francione meint in etwa: Solange wir uns anmaßen, Tiere zu besitzen, gehen wir davon aus, dass wir sie auch beliebig benutzen dürfen; insofern steht der Gedanke des Besitzes der Wahrnehmung ihrer Interessen im Wege.[61] Das stimmt wohl. Damit ist aber noch nicht gesagt, dass Freiheit zu den Interessen der Tiere zählt oder das notwendige Gegenstück zu Besessen-Werden bedeutet.
Auf der anderen Seite stehen jene bereits erwähnten Veterinäre, die sich zwar für das Tierwohl einsetzen, aber das Konzept «Nutztier» gar nicht hinterfragen. Sie meinen ebenso selbstverständlich: «Vollständige Freiheit ist nicht wünschenswert.»[62] Warum soll Freiheit nicht wünschenswert sein? Für wen? Für den Menschen – oder das Tier? Es folgt keine weitere Erklärung für diesen Satz, der schon ziemlich verblüfft angesichts der Abermilliarden von freien Tieren, die diesen Planeten ja nun schon seit geraumer Zeit bevölkern.
Im Gros der philosophischen tierethischen Literatur wiederum wird das Thema «Freiheit» der Tiere mit gemischten Gefühlen und Ergebnissen angegangen. Der amerikanische Philosoph David DeGrazia illustriert das Problem, indem er den Leser bittet, sich ein Zootier vorzustellen, wohlgenährt, ohne natürliche Feinde, in einem ziemlich großen Gehege. Geht es diesem Tier nicht besser als seinem Vettern in der Wildnis – bedroht durch andere Tiere, durch Durst, Hunger, Krankheiten und Parasiten? Bedeutet die Gefangenschaft dennoch eine Beeinträchtigung für das Tier?[63]
Und der britische Philosoph Alasdair Cochrane ist zwar überzeugt, dass Tiere Rechte haben können und auch müssen, dass zum Beispiel Fleischessen und gängige Tierhaltung abzulehnen sind; dennoch meint er, dass Tiere kein Recht auf Freiheit hätten. Warum? Nach Cochranes Meinung haben sie kein Interesse daran. Tiere hätten zwar jede Menge Interessen in Bezug auf den Vollzug ihres täglichen Lebens und auch ein Interesse an ihrer Zukunft; aber anders als wir Menschen wollen (und können) sie sie nicht eigenständig planerisch gestalten. Es gibt sozusagen nichts, was wir Menschen ihnen vorenthalten, wenn wir sie in (großen!) Zoos halten oder als (fair behandelte!) Haustiere besitzen. Stimmt das? Wie weit reicht eigentlich die Eigenständigkeit von Tieren, ihrer Vorhaben, Handlungen und Interessen?
Vielleicht ist die Sache mit der Freiheit deswegen etwas verwirrend, weil es eben verschiedene Formen von Freiheit gibt. Meiner Meinung nach lässt sich zwischen drei Formen oder Bedeutungen von Freiheit unterscheiden. Die erste davon ist schlicht instrumentell: Ein Tier braucht (wie natürlich auch der Mensch) ein bestimmtes Maß an Freiheit, um diejenigen Dinge, Orte, Handlungen oder Sozialpartner zu finden, die seine Bedürfnisse befriedigen. Vielleicht kann man diese Freiheit Wahlfreiheit nennen, insofern ein Tier zwischen verschiedenen Optionen wählen können muss, um die für sich beste oder zumindest eine passende auszuwählen. Man kann den Aktionsradius eines Tiers von außen beschneiden, ohne dass ein Verlust an Wahlfreiheit sofort ins Auge sticht: Unter Umständen hat ein gefangenes Tier mehr verschiedene Futtersorten und bessere Liegeplätze als ein frei lebendes Tier während der Dürre- oder Regenzeit.
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